Indien: Sexismus im Journalismus und Straffreiheit für Täter
Shownotes
Auf der Rangliste der Pressefreiheit ist die „weltgrößte Demokratie“ allein im Jahr 2022 um acht Punkte auf Platz 150 von 180 abgerutscht. Verantwortlich dafür ist die rechtsradikale, hindunationalistische Regierung von Narendra Modi. Der Premier steht auf der Liste der größten „Feinde der Pressefreiheit“ weltweit. Seit seinem Amtsantritt 2014 hat er sich ein eigenes Medienimperium aufgebaut, das in seinem Sinne berichtet. Die verbleibenden unabhängigen Medien bekämpft er mit allen Mitteln: Gerichtsprozesse, Polizeigewalt oder Hasskampagnen. Dabei kann Modi auf eine Armee von Online-Trollen oder »Yodhas« (das Hindi-Wort für »Krieger«) zählen, die in den sozialen Medien brutale Shitstorms gegen missliebige Journalistinnen lostreten. Diese schlagen fast systematisch in Mordaufrufe um. Besonders im Visier stehen Frauen und Queers. Auch Jaswal hat solch eine Hexenjagd erlebt. Sie betont, wie zentral in patriarchalen Gesellschaften das Konzept der „Ehre“ ist. Für eine Frau in Indien reicht es schon, wenn ein einziges diskreditierendes Foto von ihr im Internet gepostet wird, um ihren Ruf zu ruinieren. Die Sorge davor, die Ehre abgesprochen zu bekommen, entfaltet enormen Druck auf Frauen. Es soll sie davon abhalten, sich öffentlich zu äußern. Gerade für Journalistinnen, die durch ihren Beruf in der Öffentlichkeit stehen (müssen), ist diese Gefahr enorm.
Lotte Laloire, Pressereferentin bei Reporter ohne Grenzen und Expertin für Geschlechterthemen, bestätigt Jaswals Erfahrungen und erklärt, wie der sexistische Hass funktioniert. Zudem weist Laloire darauf hin, dass Sexismus im Journalismus zum Nachteil für die gesamte Gesellschaft wirkt. Denn wenn Kolleginnen aus Angst untertauchen oder den Beruf aufgeben, geht der Welt etwas verloren. Ohne ihre Perspektive bleibt die Berichterstattung unvollständig.
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